Oft schon haben wir darüber gesprochen, dass wir die Lodenwalkerei in der Ramsau besichtigen wollen. Heute war es endlich soweit. Um 9.00 trafen wir uns (überraschender Weise kamen dann doch 20 Frauen) am Gardeparkplatz, bildeten unsere Fahrgemeinschaften und fuhren los, da wir um 10.00 zur Führung in der Lodenwalkerei angemeldet waren.
Die Führung durch Richard Steiner war äußerst interessant und professionell:
Die Tradition der Ramsauer Lodenwalkerei geht über 575 Jahre zurück. Die Grundlage für die Existenz der Lodenwalke waren die Bauern der Umgebung mit ihrer Wolle von den Hochgebirgsschafen.
Auch wenn sich im 21.Jhdt. viele Verarbeitungsmethoden geändert haben in der Lodenwalkerei wird noch immer sehr traditionell gearbeitet. Auffallend sind die altertümlich wirkenden Maschinen. Die meisten stammen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, eine Maschine ist bereits über 200 Jahre alt. Vorteil dieser altbewährten Maschinen ist der schonende Umgang mit Wolle. Moderne Maschinen in Großbetrieben und für Massenware arbeiten zwar schneller, müssen aber Einbußen in der Qualität hinnehmen.
Schon beim Eintritt durch die Haustüre wird man vom Geruch der Wolle und des Maschinenfettes eingenommen. Die Führung durchgeht den gesamten Produktionsablauf. Beeindruckend ist die dreiteilige Krempelmaschine, wo die Wolle aufgedröselt (kardiert) wird bis sie ein feiner Flor wird, der dann gesponnen werden kann. Mehrere der feinen Fäden werden zu Einem gedreht, die Webstühle sind riesig, der Durchschuss, beträgt 160x pro min. Hier in diesen Räumen riecht es nach Tradition, Originalem und Unverfälschtem. Der fertige Stoff wird nach wie vor mit handwarmen Wasser, unter Zugabe von Kernseife durch Druck und Reibung gewalkt. Hier schrumpft der Loden bis zu 40%. Aufgeraut wird der Stoff mit einer Walze aus französischen Disteln, Metallbürsten würden hier die feinen Wollfasern zerstören. Ist der Loden gewalkt muss er getrocknet werden, bei Schönwetter hängen die 50 m Stoffbahnen vorm Lodenwalker und werden wie in früheren Zeiten an der frischen Luft getrocknet.
Mittlerweile entstehen neben dem bekannten Schladminger Loden viele feine Lodenstoffe die allesamt exvlusiv für den Ramsauer Lodenwalker zu Mäntel, Jacken, Hosen, Anzüge, Kostüme, Decken, Handschuhen, Socken usw. verarbeitet werden. Zu kaufen gibt es die wunderbare Lodenbekleidung nur beim Lodenwalker in der Ramsau. Den Detailhandel auszuschließen ermöglicht ihnen einen natürlichen, chemiefreien Herstellungsprozesses und das sei den Lodenwalkern das Wichtigste. Der Ramsauer Loden kann, aufgrund des hohen Lanolingehaltes, bis zu 33% Feuchtigkeit aufnehmen. Die Wolle die verarbeitet wird kommt mittlerweile allerdings fast zur Gänze vom australischen und neuseeländischen Merinoschaf. Diese ist feiner, weicher und kratzt nicht. Die Wolle des einheimischen Bergschafes wird vorwiegend als Dämm- und Isoliermaterial verwendet.
Nach der äußerst aufschlussreichen Führung fühlte man sich direkt verbunden mit dem Loden und seiner Entstehung. Im Obergeschoß ist ein großzügiger Verkaufsraum. Hier wurde von uns allen, probiert, gustiert und gekauft. Nach einem gemütlichen Mittagessen in der Zirbenstube der Walkerei fuhren wir vollbepackt mit neuen Kleidungsstücken, Wollen und Decken glücklich nach Hause.
Wir treffen uns wieder am 3.November
Euer Woll-Lust-Team